
Am 1. April fand unsere Frühjahrsklausur im Stuttgarter Kulturzentrum Merlin statt. Themen waren „Resilienz gegen rechts“ und die Mitbestimmung von Mitarbeitenden. Kenan Kolat, ehemaliger Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Deutschland, und Marcel Seekircher von der Partnerschaft für Demokratie Karlsruhe hielten Impuls-Vorträge. Der Landesvorsitzende Gökay Sofuoğlu, Gründungsmitglied Oya Poyraz und Mitarbeitende verschiedener Standorten, darunter die von der tgbw betriebene Freiburger Beratungsstelle LEUCHTLINIE, nahmen am Klausurtag teil.
Kenan Kolat sprach über aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Deutschland und Erfahrungswerte zu Auswirkungen für die tgbw. Es habe eine „Entwicklung vom Stiefelrassismus zum Krawattenrassismus“ stattgefunden. Dabei kritisierte er, dass es in der Diskussion über Migration nur um die Ergebnisse, jedoch nicht um die Ursachen von Migration gehe. Er machte deutlich, welche Folgen der – derzeit noch in der Verhandlung stehende – Gesetzesentwurf der Koalition zur Migration für Migrant*innen und die Arbeit der tgbw hätten. Es handele sich um einen Rückwurf zur Integrationspolitik der 1990er Jahre. Die tgbw hat seit ihrer Gründung 1999 zahlreiche migrantische Menschen in Arbeit gebracht und setzt sich mit ihren Projekten für ein friedliches und gutes Miteinander aller Menschen in Deutschland ein. Da sie sich ausschließlich durch Projektfördermittel finanziert, ist sie durch den Stopp von Förderausschreibungen vor Herausforderungen gestellt.
Marcel Seekircher sprach anhand konkreter Fallbeispiele mit den Mitarbeitenden über rechte Hetze in den Medien und die daraus resultierende konkrete Bedrohung durch rechte Gewalt von Veranstaltungen.
Auch der Blick in die eigene Organisation war Thema der Frühjahrsklausur: Die bereits bestehenden Formen der Mitbestimmung und Beteiligung wie die Beschwerdestelle und das Awareness-Team, die zur Wahrung des Betriebsklimas beitragen, sollen weiter ausgebaut werden, neu hinzu kommt eine Vertretung der Mitarbeiter*innen bei inhaltlichen und strategischen Entscheidungen. Alle drei Gremien sollen divers besetzt werden, um unterschiedliche Perspektiven im Einsatz gegen Antidiskriminierung und für Diversität innerhalb der Organisation zu ermöglichen.
Zum Abschluss des Klausurtags diskutierte Idzumi Neumärker, Beraterin bei LEUCHTLINIE für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, die Herausforderungen für Mitarbeitende in förderfinanzierten Projekten. Während ihnen hohe Professionalität und Zuverlässigkeit abverlangt wird, ergeben sich für ihre persönliche Situation durch kurzfristige Arbeitsverträge und unklare Projektaussichten zum Teil erhebliche Belastungen. Gemeinsame Gesprächsräume für solche Dilemmasituationen können bei der Bewältigung helfen – ganz im Sinne des positiven Arbeitsumfeldes, für das die tgbw sich einsetzt.